Deutschland (2017)
Mittelnorwegen, nahe der schwedischen Grenze, kann eine sehr ungemütliche Gegend sein, besonders im Winter. Gut 400 Kilometer nördlich von Oslo liegt die ganz aus Holzhäusern gebaute einstige Bergbaustadt Røros, seit 1980 UNESCO-Weltkulturerbe und einer der kältesten Orte Norwegens. Minus 50 Grad Celsius wurden hier schon gemessen und Schnee gibt es reichlich von November bis Anfang Mai. Ella Kjøsnes liebt Schnee, für sie gibt es keine schönere Jahreszeit als den Winter. Die 16-Jährige ist Musherin, Schlittenhundführerin. Mehrmals in der Woche trainiert sie mit ihren sechs Huskys für den 200 Kilometer langen Femund-Lauf, eines der härtesten Rennen Europas. Ella ist in Norwegen schon fast so etwas wie eine Legende. 2015 überraschte ein heftiger Schneesturm die jugendlichen Hundeschlittenfahrer. Manche verbrachten die Nacht ohne Kontakt zur Außenwelt im Sturm. Ella erreichte damals als Einzige das Ziel. Auch in diesem Jahr will sie wieder ganz vorne mit dabei sein, egal, was kommt. Schnee bedeutet für Morton Svendsen und seine Kollegen aus der Stadt Røros, dass ihnen die Arbeit nicht ausgeht. Tagtäglich ist das Schneeräumkommando in den engen Gassen und Straßen unterwegs. Manchmal liegt so viel Schnee oder er ist so hart, dass nur schweres Gerät hilft. Mit einem riesigen Schneehobel und einer ebenso beeindruckenden Fräse wird er von den Straßen geholt und mit Lkw abtransportiert. Der eisige norwegische Winter lässt aber auch Flüsse und Seen gefrieren. Für den begeisterten Angler Jan Moen aus Hessdalen kein Problem. Statt mit dem Boot, wie im Sommer, geht es jetzt mit dem Motorschlitten auf den See, Saiblinge angeln. Schnell ein Loch in das Eis bohren, etwas hausgemachten Käse als Lockfutter hineinschütten, tiefgefrorene Maden auf den Haken ziehen und warten. Auch wenn er nichts fängt, hofft er, dass sich stattdessen mal wieder eine der geheimnisvollen Lichterscheinungen blicken lässt. Seit Jahrzehnten beobachten die Menschen im abgelegenen Tal von Hessdalen seltsame Lichter am Himmel, für die es bis heute keine Erklärung gibt. Ungewöhnliche Lichter lassen sich am Femundsee, Norwegens drittgrößtem See, zwar nicht sehen, im Winter jedoch auch kaum Touristen. Schlecht fürs Geschäft von Tone und Rolf Eriksen, Besitzer der Femund Fjellstue, einem kleinen Hotel und Restaurant im abgelegenen Dörfchen Elgå. Der See ist monatelang zugefroren, die Fähre fährt dann nicht und die einzige Straße, die hierherführt, gleicht oft einer Eisbahn. Das Ehepaar machte aus der Not eine Tugend: Es eröffnet jedes Jahr, wenn das Eis auf dem Femund stark genug ist, "Elgå International Airport", einen sehr ungewöhnlichen Flugplatz für Kleinflugzeuge mitten auf dem Femundsee. Nicht weit vom Flugplatz entfernt, auf einem alten Gehöft am Südende des Sees, herrscht Aufbruchstimmung. Eine Gruppe von Schweden und Norwegern packt ihre Pferdeschlitten. Die hölzernen Gefährte sind rustikal, kein Dach, nur ein PS, kein Navi, keine Sitzheizung. Manche sind noch original und damit knapp 200 Jahre alt. Mitten im kältesten Winter folgen 20 Schlitten einem jahrhundertealten Handelsweg vom schwedischen Falun ins norwegische Røros. Knapp zwei Wochen dauert die 350 Kilometer lange Tour quer durch einsame tief verschneite Wälder, über zugefrorene Seen und Flüsse.
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