Arm und Reich vor Gericht, Wie gerecht ist unsere Strafjustiz?

Sendezeit: 20:15 - 21:00, 23.01.2024
Genre: Dokumentation
  • Untertitel für die Sendung verfügbar
  • Von: Alex Grantl Klaas-Wilhelm Brandenburg, Isabel Schneider
Deutschland (2023) So geht es tausenden Menschen in Deutschland, die aufgrund von Bagatelldelikten und nicht bezahlten Geldstrafen eine Ersatzfreiheitsstrafe absitzen müssen. Für die Häftlinge verstärkt sich mit der Haft die Armutsspirale. Für die deutschen Steuerzahlenden ist die teure Haft eine Millionenbelastung. Für die JVA Berlin Plötzensee ist es eine Dauerbelastung - dort allein sitzen etwa 250 Menschen diese Strafe ab.
Auch Patrick H. sitzt dort in seiner Zelle und erzählt von dem Tag, den er wohl nie vergessen wird: Als die Polizei gegen seine Tür hämmert, ihn verhaftet und ins Gefängnis bringt. Patrick H. und die anderen Gefangenen von Plötzensee haben eines gemeinsam: Sie sind arm. Ist das Zufall? Oder haben es Menschen mit mehr Geld in unserem Justizsystem leichter?
Wer kein Geld für einen Anwalt hat, steht im Zweifel ohne Verteidigung vor Gericht. Denn Pflichtverteidiger werden schätzungsweise nur in zehn Prozent der Fälle eingesetzt - wenn eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr im Raum steht und in einigen Ausnahmen.
Wer genug Geld für seine Verteidigung ausgeben kann, sucht sich Anwälte wie Nikolaos Gazeas. Seine Kanzlei in Köln zählt zu den Top-Adressen für Wirtschaftsstrafrecht in Deutschland. Kanzleien dieser Art verlangen Stundensätze um die 400 Euro.
"45 Min" hat sich umgesehen in deutschen Gerichtssälen und Gefängnissen, spricht mit Gefangenen, Verurteilten und Beschuldigten, mit Richterinnen, Staatsanwälten und dem Leiter eines Gefängnisses. Und sie konfrontiert Bundesjustizminister Marco Buschmann und fragt, wie er die deutsche Strafjustiz gerechter machen will - und ob seine Reformvorschläge dafür ausreichen.

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