Deutschland (2024)
Sind die Menschenrechte in demokratischen Gesellschaften und weltweit auf dem Rückzug? Darüber spricht Richard David Precht mit dem Menschenrechtsexperten und Juristen Manfred Nowak.
Sie sind ein unveräußerliches Gut und eine der größten Errungenschaften der Menschheit und doch werden Menschenrechte tagtäglich missachtet: Von Staaten, die Minderheiten, Andersdenkende oder Frauen unterdrücken, foltern und töten. Und nicht zuletzt im Krieg.
Obwohl fast alle Länder der Welt sich dazu verpflichtet haben, sie zu achten: Ist der Traum von einer Welt- und Friedensordnung auf der Basis universeller Menschenrechte ausgeträumt? Die Gründe für die gegenwärtige Verschlechterung der Lage sind vielfältig, so der österreichische Jurist Manfred Nowak, der sich seit Jahren für die UNO engagiert. Die Polarisierung in der Gesellschaft, die Zunahme von Diktaturen und bewaffneten Konflikten spielen dabei eine ebenso große Rolle, wie der Klimawandel, die Migration oder das neoliberale Wirtschaftssystem. Der demokratische Konsens und der soziale Zusammenhalt der Gesellschaften schwindet, und der dominante Westen muss zur Kenntnis nehmen, dass der Rest der Welt nicht unbedingt genauso leben möchte wie wir.
Schon bei ihrer Entstehung im 18. Jahrhundert orientieren sich die allgemeinen Menschenrechte zunächst eng an der westlichen Vorstellung des bürgerlichen Besitzes, den es zu schützen gilt - und der unbedingten Freiheit des Individuums. Ist es diese vom Einzelnen aus gedachte Freiheit, die uns heute auf die Füße fällt? Wäre es in Zukunft wünschenswert, die Menschenrechte weniger aus der Natur des Menschen zu erklären, sondern viel mehr aus der Fähigkeit des Menschen zur Vernunft, wie es Immanuel Kant verstanden hat? Und was können wir von anderen Kulturkreisen lernen?
In Afrika, Asien und dem Mittleren Osten wird eher das Ideal der Gemeinschaft, der sozialen oder familiären Gruppe gelebt als der europäische Individualismus. In diesen Kulturkreisen zeigen sich zunehmend ablehnende Haltungen gegenüber westlichen Staaten. Menschenrechte seien keine absoluten Werte, erklärt Manfred Nowak, sie leben vom Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Wichtig für ihren Erfolg ist die aktive Teilhabe aller Länder und Kulturen an der Ausformung und Einforderung dieser Rechte. Und dazu sei es letztendlich notwendig, Mechanismen wie die Veto-Funktion der ständigen Mitglieder zu überdenken.
Sie sind ein unveräußerliches Gut und eine der größten Errungenschaften der Menschheit und doch werden Menschenrechte tagtäglich missachtet: Von Staaten, die Minderheiten, Andersdenkende oder Frauen unterdrücken, foltern und töten. Und nicht zuletzt im Krieg.
Obwohl fast alle Länder der Welt sich dazu verpflichtet haben, sie zu achten: Ist der Traum von einer Welt- und Friedensordnung auf der Basis universeller Menschenrechte ausgeträumt? Die Gründe für die gegenwärtige Verschlechterung der Lage sind vielfältig, so der österreichische Jurist Manfred Nowak, der sich seit Jahren für die UNO engagiert. Die Polarisierung in der Gesellschaft, die Zunahme von Diktaturen und bewaffneten Konflikten spielen dabei eine ebenso große Rolle, wie der Klimawandel, die Migration oder das neoliberale Wirtschaftssystem. Der demokratische Konsens und der soziale Zusammenhalt der Gesellschaften schwindet, und der dominante Westen muss zur Kenntnis nehmen, dass der Rest der Welt nicht unbedingt genauso leben möchte wie wir.
Schon bei ihrer Entstehung im 18. Jahrhundert orientieren sich die allgemeinen Menschenrechte zunächst eng an der westlichen Vorstellung des bürgerlichen Besitzes, den es zu schützen gilt - und der unbedingten Freiheit des Individuums. Ist es diese vom Einzelnen aus gedachte Freiheit, die uns heute auf die Füße fällt? Wäre es in Zukunft wünschenswert, die Menschenrechte weniger aus der Natur des Menschen zu erklären, sondern viel mehr aus der Fähigkeit des Menschen zur Vernunft, wie es Immanuel Kant verstanden hat? Und was können wir von anderen Kulturkreisen lernen?
In Afrika, Asien und dem Mittleren Osten wird eher das Ideal der Gemeinschaft, der sozialen oder familiären Gruppe gelebt als der europäische Individualismus. In diesen Kulturkreisen zeigen sich zunehmend ablehnende Haltungen gegenüber westlichen Staaten. Menschenrechte seien keine absoluten Werte, erklärt Manfred Nowak, sie leben vom Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Wichtig für ihren Erfolg ist die aktive Teilhabe aller Länder und Kulturen an der Ausformung und Einforderung dieser Rechte. Und dazu sei es letztendlich notwendig, Mechanismen wie die Veto-Funktion der ständigen Mitglieder zu überdenken.
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