Deutschland (2019)
Die ZDF-Dokumentationsreihe "Böse Bauten" beschäftigt sich mit dem baulichen Erbe aus der NS-Zeit. Das Ziel diesmal: Weimar und Umgebung. Vom Goethehaus bis zum KZ Buchenwald - Glanz und Elend lagen nah beieinander in der Klassik-Residenz. Hitler wollte Weimar zu einer Nazi-Musterstadt machen, und die Spuren findet man noch heute. Die ZDF-Dokumentation beginnt in Weimar - die idyllische Klassik-Stadt von Goethe und Schiller, die von den Nationalsozialisten für ihre Propagandazwecke missbraucht wurde. Ausgerechnet aus Weimar sollte eine NS-Musterstadt werden. Das ehemalige Gauforum bestimmt heute noch das Bild der Stadtmitte. Nicht weit davon hat im Jahr 2019 das neue Bauhaus-Museum eröffnet. Weimar war eine der Lieblingsstädte Adolf Hitlers. Residiert hat er häufig im 1937/38 neu gebauten "Hotel Elephant". Vom Balkon aus trat er damals mit dem berüchtigten Thüringer NSDAP-Gauleiter Fritz Sauckel vor das Volk. Dessen riesige Dienstvilla, im Stil eines Stadtpalais, ist heute eine Schulungsstätte der Bundesagentur für Arbeit. Zahlreiche weitere Bauten zeugen dort noch von der NS-Zeit: die Erweiterung des Goethe-Nationalmuseums, eine völkische Gedächtnishalle für Friedrich Nietzsche oder die evangelische Johanneskirche, ein Bauwerk aus dem Jahr 1938 für damals nazitreue Christen. Klassik-Residenz und Todeslager: Das grausamste Kapitel der Geschichte Weimars zeigt sich im unmittelbar benachbarten ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg. Lagergebäude sowie das Krematorium erinnern an die elende Geschichte, mehr als 56.000 Menschen starben an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. Die Dokumentation begleitet ein internationales Sommercamp, bei dem Jugendliche Erinnerungsarbeit für die Gedenkstätte leisten. Gauleiter Sauckel hatte das KZ Buchenwald in "seine" Gauhauptstadt Weimar geholt und belieferte später die deutsche Rüstungsindustrie mit einem Millionenheer von Zwangsarbeitern. So auch für den Walpersberg, wo Tausende Menschen an den Folgen der Zwangsarbeit starben, als sie riesige Stollen für eine nie fertiggestellte Düsenjäger-Fabrik vorantreiben mussten. Der Krieg war mitten in Deutschland angekommen. Die ZDF-Reihe "Böse Bauten" über unbequeme, verstörende Baudenkmale aus der Zeit des Nationalsozialismus ist im Jahr 2018 mit dem Journalistenpreis des "Deutschen Preises für Denkmalschutz" ausgezeichnet worden, der auf diesem Gebiet höchsten Auszeichnung in der Bundesrepublik Deutschland.
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