Deutschland (2024)
Italien ist das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2024. Wie schreibt es sich in einem Land, das von einer rechtsextremen Regierung geführt wird?
Unfrieden schon im Vorfeld der Messe: Wer repräsentiert das Land im offiziellen Pavillon? Wohl nicht von ungefähr wurde ausgerechnet die literarische linke Prominenz nicht eingeladen. Die Literaturszene ist düpiert und beunruhigt.
"aspekte" fragt nun ausgewählte Autoren nach der Lage Italiens und der Literatur. Dazu macht sich Jo Schück auf den Weg ins Land der leicht verblühten Zitronen und trifft in Rom Roberto Saviano, einen Autor, der seit Erscheinen seines ersten Skandalbuchs, "Gomorrha" von 2006, unter Bewachung lebt und um sein Leben fürchten muss. Wer sich mit der Mafia anlegt, spielt mit seinem Leben. Sein neuestes Buch, "Falcone", erzählt die Geschichte des berühmten Anwalts, der das Aufdecken der Machenschaften der Mafia mit seinem Leben bezahlt. Der Preis ist hoch - und Saviano sagt heute, dass er diesen Preis womöglich nicht noch einmal zahlen würde.
Francesca Maria Benvenuto, Anwältin für Internationales Recht und mittlerweile in Paris lebend, erzählt in ihrem Debütroman, "Dieses Meer, dieses unerbittliche Meer", von Zeno, einem Jungen aus Neapel. Chancenlos ist er den Fängen der Mafia ausgeliefert und damit Stellvertreter einer ganzen Generation italienischer Kinder und Jugendlicher.
Von dieser Generation erzählt auch der Mailänder Autor Davide Coppo in seinem Buch "Der Morgen gehört uns". Seine fiktive Geschichte mischt er mit autobiografischen Zügen und - nicht nur für Italien spannend - führt vor Augen, wie man in die Fänge der Faschisten geraten kann. Die Regierung Meloni lässt fürchten, dass der Protagonist Coppos kein bedauerlicher Einzelfall ist und bleibt.
Unter Giorgia Meloni ist das Leben in Italien kulturell nicht bunter geworden. Das beklagt auch die junge römische Autorin Greta Olivo, die in ihrem Debüt, "Die Nacht der Schildkröten", das Schicksal einer jungen Frau beschreibt, die zusehends ihr Augenlicht verliert - so wie auch wir womöglich verlieren, genauer hinzuschauen, wie sich die Faschisten ihren Weg durch Europa und im Besonderen durch Italien bahnen. In Rom gibt es mittlerweile Viertel, in denen die Präsenz der Faschisten deutlich spürbar ist, wo das Leben der intellektuellen Linken wie ein exotischer Fremdkörper wirkt.
Wie so oft gibt es für solche Entwicklungen Wurzeln, die vor allem Antonio Scurati seit 2020 ins Visier nimmt. Damals erschien der erste Band seiner Mussolini-Biografie - am 19. Oktober 2024 erscheint der vierte Band unter dem Titel "Das Buch des Krieges". Brillant verwebt Scurati Quellen, Fiktion und historische Fakten zu einem Epos, das erkennen lässt, welchen langen Arm der Faschismus Mussolinis in die Gegenwart hinein hat.
Katty Salié spricht in Frankfurt mit dem Autor über die Möglichkeiten einer Biografie, die so viel mehr als das literarische Abbild des Lebens Mussolinis ist.
Auch die diesjährige Preisträgerin des "Premio Strega", des größten italienischen Buchpreises, Donatella Di Pietrantonio, ist in ihren Büchern immer auf politische Missstände fokussiert. In ihrem neuesten Buch, "Die zerbrechliche Zeit", gibt sie den unterdrückten Frauen eine Stimme und prangert die Unsicherheit der Welt in sehr eindrücklicher Art und Weise an - eine Unsicherheit, die durch die derzeitige politische Lage in Italien extrem befeuert wird.
Beim Rundgang über die Messe trifft Katty Salié mit Anne Applebaum die Preisträgerin des "Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2024", die den faschistischen politischen Strömungen in ihren theoretischen Büchern beizukommen versucht. Der "aspekte-Literaturpreis" sowie der "Deutsche Buchpreis" werden ebenfalls Thema sein.
Und schließlich stattet "aspekte" dem Verlag einen Besuch ab, der bereits seit den 1960er-Jahren die Fahne der italienischen Literatur so hochgehalten wie kein zweiter hat: Klaus Wagenbach. Heute verlegt er unter anderem die Bücher von Francesca Melandri, eine der bekanntesten italienischen Gegenwartsautorinnen in Deutschland und Gesprächspartnerin beim Apéro zum Ausklang der Sendung und des Messetages.
Am Ende gibt es ein ungewöhnliches Schmankerl, nämlich eine Kostprobe von Gianni Rodaris "Gutenacht-Geschichten am Telefon" - in unserem Fall aus Frankfurt von Katty Salié nach Mailand zu Jo Schück.
Unfrieden schon im Vorfeld der Messe: Wer repräsentiert das Land im offiziellen Pavillon? Wohl nicht von ungefähr wurde ausgerechnet die literarische linke Prominenz nicht eingeladen. Die Literaturszene ist düpiert und beunruhigt.
"aspekte" fragt nun ausgewählte Autoren nach der Lage Italiens und der Literatur. Dazu macht sich Jo Schück auf den Weg ins Land der leicht verblühten Zitronen und trifft in Rom Roberto Saviano, einen Autor, der seit Erscheinen seines ersten Skandalbuchs, "Gomorrha" von 2006, unter Bewachung lebt und um sein Leben fürchten muss. Wer sich mit der Mafia anlegt, spielt mit seinem Leben. Sein neuestes Buch, "Falcone", erzählt die Geschichte des berühmten Anwalts, der das Aufdecken der Machenschaften der Mafia mit seinem Leben bezahlt. Der Preis ist hoch - und Saviano sagt heute, dass er diesen Preis womöglich nicht noch einmal zahlen würde.
Francesca Maria Benvenuto, Anwältin für Internationales Recht und mittlerweile in Paris lebend, erzählt in ihrem Debütroman, "Dieses Meer, dieses unerbittliche Meer", von Zeno, einem Jungen aus Neapel. Chancenlos ist er den Fängen der Mafia ausgeliefert und damit Stellvertreter einer ganzen Generation italienischer Kinder und Jugendlicher.
Von dieser Generation erzählt auch der Mailänder Autor Davide Coppo in seinem Buch "Der Morgen gehört uns". Seine fiktive Geschichte mischt er mit autobiografischen Zügen und - nicht nur für Italien spannend - führt vor Augen, wie man in die Fänge der Faschisten geraten kann. Die Regierung Meloni lässt fürchten, dass der Protagonist Coppos kein bedauerlicher Einzelfall ist und bleibt.
Unter Giorgia Meloni ist das Leben in Italien kulturell nicht bunter geworden. Das beklagt auch die junge römische Autorin Greta Olivo, die in ihrem Debüt, "Die Nacht der Schildkröten", das Schicksal einer jungen Frau beschreibt, die zusehends ihr Augenlicht verliert - so wie auch wir womöglich verlieren, genauer hinzuschauen, wie sich die Faschisten ihren Weg durch Europa und im Besonderen durch Italien bahnen. In Rom gibt es mittlerweile Viertel, in denen die Präsenz der Faschisten deutlich spürbar ist, wo das Leben der intellektuellen Linken wie ein exotischer Fremdkörper wirkt.
Wie so oft gibt es für solche Entwicklungen Wurzeln, die vor allem Antonio Scurati seit 2020 ins Visier nimmt. Damals erschien der erste Band seiner Mussolini-Biografie - am 19. Oktober 2024 erscheint der vierte Band unter dem Titel "Das Buch des Krieges". Brillant verwebt Scurati Quellen, Fiktion und historische Fakten zu einem Epos, das erkennen lässt, welchen langen Arm der Faschismus Mussolinis in die Gegenwart hinein hat.
Katty Salié spricht in Frankfurt mit dem Autor über die Möglichkeiten einer Biografie, die so viel mehr als das literarische Abbild des Lebens Mussolinis ist.
Auch die diesjährige Preisträgerin des "Premio Strega", des größten italienischen Buchpreises, Donatella Di Pietrantonio, ist in ihren Büchern immer auf politische Missstände fokussiert. In ihrem neuesten Buch, "Die zerbrechliche Zeit", gibt sie den unterdrückten Frauen eine Stimme und prangert die Unsicherheit der Welt in sehr eindrücklicher Art und Weise an - eine Unsicherheit, die durch die derzeitige politische Lage in Italien extrem befeuert wird.
Beim Rundgang über die Messe trifft Katty Salié mit Anne Applebaum die Preisträgerin des "Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2024", die den faschistischen politischen Strömungen in ihren theoretischen Büchern beizukommen versucht. Der "aspekte-Literaturpreis" sowie der "Deutsche Buchpreis" werden ebenfalls Thema sein.
Und schließlich stattet "aspekte" dem Verlag einen Besuch ab, der bereits seit den 1960er-Jahren die Fahne der italienischen Literatur so hochgehalten wie kein zweiter hat: Klaus Wagenbach. Heute verlegt er unter anderem die Bücher von Francesca Melandri, eine der bekanntesten italienischen Gegenwartsautorinnen in Deutschland und Gesprächspartnerin beim Apéro zum Ausklang der Sendung und des Messetages.
Am Ende gibt es ein ungewöhnliches Schmankerl, nämlich eine Kostprobe von Gianni Rodaris "Gutenacht-Geschichten am Telefon" - in unserem Fall aus Frankfurt von Katty Salié nach Mailand zu Jo Schück.
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