Seychellen - Ein Meer von Farben

Sendezeit: 05:20 - 06:11, 11.12.2024
Genre: Landschaftsbild
  • Von: Werner Zips, Angelica V. Marte
Österreich (2017) Vielfalt gilt auf den Seychellen als größter Wert - nicht nur bei der vielfältigen Tierwelt. Auf der Inselgruppe im Indischen Ozean ist kulturelle Diversität das zentrale Motto.
Der überaus vitale Inselstaat bietet ein wahres "Mosaik der Weltbevölkerung". In diesem doppelten Sinn spiegelt auch die Gesellschaft der "Seychellois" ein Meer von Farben.
Unbeirrt von der Hitze des Feuers hält Ilris Marie seine "Tambour Moutya" über die Flammen. Damit wird die Bespannung aus Ziegenhaut gestimmt. Die Trommel soll stakkatoartige Klänge hervorbringen. Ihr schweißtreibender Rhythmus symbolisiert den afrikanischen Herzschlag des Archipels. Der zahnlose Altmeister genießt sichtlich den Moment der Aufmerksamkeit. Jetzt ist er wieder der Star seiner Jugendtage: "Die Moutya-Trommel hat mir viel Verehrung eingebracht", sagt er am nächsten Tag am türkisblauen Strand - und lächelt verschmitzt.
Wer die Tänze am Vorabend verfolgt hat, kann sich vorstellen, worauf Ilris anspielt. Beim Musikfestival auf Praslin, der zweitgrößten Seychellen-Insel, dominieren zwar die neuen Musikstile wie der allgegenwärtige Reggae und Sega, die karibische und europäische Elemente in sich aufnehmen, aber die alten Traditionen aus der Sklaverei heizen die Stimmung immens auf. Hier wird deutlich, dass die Seychellen weit mehr sind als ein bloßer Urlaubstraum im Indischen Ozean.
Vielfalt gilt auf den Seychellen als eigentliche Existenzgrundlage. Staat und Gesellschaft sind auf diesem Fundament aufgebaut. Das symbolisiert schon die mehrfarbige Nationalflagge. Der Stolz auf ein friedliches und glückliches Zusammenleben wird in vielen Gesprächen deutlich. Er eint die Angehörigen der alten Elite, wie den Minister für Tourismus mit den Rastas vom kleinen Ort La Misère, zu denen auch der Reggae-Star Jahrimba zählt. Seine Vorfahren stammen zum Teil von der ehemals versklavten afrikanischen Bevölkerung ab.
Selbst während der fast vier Jahrzehnte andauernden autokratischen Herrschaft der "Seychelles Peoples United Party" blieb das Prinzip der kulturellen Einheit unangetastet. Seit den ersten freien Wahlen im Jahr 2016 besteht aber auch Hoffnung auf eine politische Vielfalt und eine echte Mehrparteiendemokratie.
Den kritischen Stimmen der Künstler verdankt sich dieser neu gewonnene Mut der Zivilgesellschaft zu einem guten Teil. Vor allem die lokale Spielweise des karibischen Reggaes hat zu einer kreolischen Aufbruchsstimmung beigetragen. Viele sehen darin eine Rückbesinnung auf das einende Element einer spezifischen Identität als Seychellois. "Einheit in Vielfalt" gilt auf den Seychellen nicht bloß als offizielles Staatsmotto: Sie wird von der Gesamtbevölkerung als Grundlage der friedlichen Koexistenz und wirtschaftlichen Entwicklung verstanden. Damit kann der Archipel als Beispiel dafür dienen, dass ein fruchtbarer Umgang mit Vielfalt nicht bloß als Last oder Problem verstanden werden kann, sondern als wahrer Aktivposten. Der Fokus liegt auf dem Gemeinsamen, nicht auf dem Trennenden. Das zeigt sich besonders beim wichtigsten und größten Kulturfest des Landes - dem jährlichen Festival Kreol in Mahé.
Eine Woche lang beherrschen die unterschiedlichen Musikstile, Tanzformen und kulinarischen Köstlichkeiten das Leben auf den Inseln. Solche Feste bieten dementsprechend Plattformen für soziale Integration. Sie betonen das Verbindende zwischen allen ethnischen Gruppen, ohne die unterschiedlichen Erfahrungen zu leugnen. Im Gegenteil, diese Unterschiede werden im Rahmen des Gemeinsamen zusammen gefeiert. Damit liefern die Seychellen ein Beispiel dafür, dass Diversität ein wertvolles Gut ist.

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