Das Große Barriere-Riff, Vom Riff zum Regenwald

Sendezeit: 04:20 - 05:05, 10.03.2024
Genre: Natur und Umwelt, Episode 2
  • Untertitel für die Sendung verfügbar
  • Bearbeitung: Doris Hochmayr
  • Von: James Brickell
(aus der ORF-Reihe "Universum")
Das Große Barriere-Riff ist mit 3000 einzelnen Riffen und mehr als 600 Inseln nur Teil eines größeren Lebensraums an der Nordküste Australiens. Der Film stellt dieses Ökosystem vor.
Es ist ein Gebiet, das von faszinierenden Gegensätzen geprägt ist - von Lagunen und Mangrovensümpfen, von Riffen und Regenwäldern.
Eingebettet zwischen zwei extremen Lebensräumen, dem Korallenriff im Meer und dem tropischen Regenwald am Festland, liegt eine riesige Lagune. Über Jahrtausende hinweg entstanden, ist sie mehr als 100 Meter tief. Zwei Drittel des Lagunenbodens sind mit Sand bedeckt, eine Wüste unter Wasser. Dort überlebt nur, wer sich perfekt tarnen kann. Wie der Röhrenaal, der niemals sein solides Erdloch verlässt, Steinfische, die sich im Sand vergraben und auf Beute lauern, oder der Eingeweidefisch, der zum eigenen Schutz im Darm einer Seegurke haust.
Die Lagune ist ein Ort ständiger Gefahr: Hammerhaie und Stachelrochen schweben wie Detektoren über den sandigen Böden. Sie orten die elektrischen Impulse von Herzschlag und Gehirnströmen der gut getarnten Meeresbewohner. Gelegentlich gleiten an der Wasseroberfläche auch Würfelquallen durch die Lagune. Das Nesselgift ihrer meterlangen Tentakel zählt zu den stärksten im ganzen Tierreich.
An manchen Stellen haben sich Oasen im sandigen Lagunenboden gebildet. Dort sind Pflanzen und Weichkorallen für eine Formenvielfalt verantwortlich, die ausreichend Deckung für zahlreiche Jungfische bietet. Dank ausgedehnter Seegraswiesen können dort auch seltene Meerestiere wie Meeresschildkröten oder Dugongs überleben. Letztere werden etwa drei Meter lang und sind weitläufige Verwandte der Elefanten: Vor der australischen Küste befindet sich eines ihrer letzten Refugien.
Der tropische Regenwald auf dem Festland hat eine Schlüsselfunktion für das vielfältige Ökosystem des Großen Barriere-Riffs. An durchschnittlich 120 Tagen im Jahr ergießen sich dort sintflutartige Regenfälle über das Land. Der dichte Wald hält die Wassermassen in Zaum und regelt die Zufuhr des Süßwassers in die Brackwasserzone, in jene Bereiche also, in denen es zu einer Durchmischung des süßen Flusswassers mit dem salzigen Meerwasser kommt.
In den Mangrovengebieten an der Küste wiederum zersetzen Mikroorganismen das Sediment zu Schlamm. Dieser ist Nahrungsquelle für Wellhornschnecken oder Siedlerkrebse, deren Exkremente wiederum wertvolle Futterquelle für die Mikroorganismen im Meerwasser sind. Der Regenwald und die Mangroven, die Lagune und das Barriere-Riff: Sie alle fügen sich wie Puzzlesteine zu einer aufeinander abgestimmten Wirkungskette zusammen. Verändert sich eine Landschaftsform, beeinflusst dies alle Bereiche des komplexen Ökosystems.

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